dieBasis Hamburg Stammtisch

Transparenz und Dezentralität – für eine echte Energiewende!“

Mitglieder der Partei dieBasis diskutieren aufgrund ihrer eigenen fachlichen und beruflichen Expertise über Konzepte einer sinnvollen Energieversorgung und -nutzung.

Die Sonntagssonne vor dem Café und die Aussicht auf einen leckeren Brunch im Anschluss an die Diskussion machte den zahlreichen Zuhörern gute Laune – bevor die drei geladenen Gäste mit ihren Einblicken in die hausgemachte deutsche Energiekrise mehr als nur ein bisschen Wasser in den Wein schütten mussten.

Bernd Hagen ist als Interessenvertreter für ein großes Unternehmen in der Windindustrie tätig,
Stephan Peters unterrichtet Elektrotechnik und baut leidenschaftlich gern Solaranlagen, und
Mark Rohde arbeitet in der Finanzabteilung eines namhaften Energieunternehmens.

Alle drei sind Mitglied der Partei dieBasis, und alle drei möchten, dass ihre echten Namen im Rahmen dieses Artikels nicht genannt werden. Weil das, was sie zu sagen haben, den hellen Schein trübt, in dem Politik, Medien und Energiewirtschaft die deutsche „Energiewende“ erstrahlen lassen möchten – und leider auch, weil sie befürchten, als Mitglieder der Basisdemokratischen Partei berufliche Nachteile erleiden zu müssen.

Zunächst berichtet Bernd Hagen
von seiner früheren Arbeit für einen Bundestagsabgeordneten, die ihn zum ersten Mal mit den ungeschriebenen Gesetzen der Berliner Politik in Kontakt brachte, sowie über seine Zeit in einem Industrieverband, der Hersteller von Energietechnologien vernetzt und vertritt:

„Interessenvertreter sind immer und überall und wirken nicht nur im Auftrag der Öl-, Gas- und Atomindustrie, sondern inzwischen leider immer öfter auch, mit ähnlichen Mitteln, für die Erneuerbare Energien. Die Entscheidungen werden nur selten im Parlament getroffen, sondern vor allem zwischen Regierung und Lobbyisten, manchmal in Berlin, viel öfter aber in Brüssel oder international, zum Beispiel in Davos.“

Bernd spielt damit auf das jährliche Treffen des World Economic Forum in der Schweiz an, bei dem die tausend größten Konzerne der Welt sowie Entscheider aus Politik und Medien Hof halten. Vorsitzender des demokratisch nicht legitimierten WEF ist seit Jahrzehnten Klaus Schwab, der in seinen Büchern und Vorträgen unverblümt von einem sogenannten „Great Reset“ (dt.: „Großer Neustart“) schwärmt, der der Welt bevorstehe – und bei dem für Schwab kein Zweifel besteht, dass nicht etwa die Bürger oder die von ihnen gewählten Regierungen, sondern die Konzerne bestimmen werden, wie dieser Neustart vonstattengehen soll. Das gilt auch für die Energiepolitik, die am Konzerninteresse ausgerichtet wird mit globalen Großtechnologien anstelle flexibler, dezentraler Lösungen.

Das WEF segelt zur Erfüllung seiner Ziele unter der Flagge politischer Korrektheit. So wurde das Wort „Russland“ in aktuellen Redemanuskripten auf einer Veranstaltung zum Wiederaufbau der Energieinfrastruktur der Ukraine am Rande der letzten Jahrestagung klein geschrieben. Anstatt diplomatisch auf Ebene der Vereinten Nationen an Friedensverhandlungen zu arbeiten, bedienen die Teilnehmer mit derart infantilen Albernheiten das einseitige Narrativ vom russischen Angriffskrieg, der in Wirklichkeit auch Fortsetzung eines Bürgerkrieges in der Ukraine ist, welcher dank Unterstützung durch USA und NATO sowie neuerdings auch Waffen aus Deutschland bereits seit 2014 andauert. Dass Krieg in Sachen Umweltverschmutzung sowie explizit CO2-Emissionen ganz oben steht, wird komplett ignoriert.

Natürlich weiß auch Bernd Hagen, dass nicht Putin uns das Gas abgedreht hat. So wie (nach der Recherche des Enthüllungsjournalisten und Pulitzer-Preisträgers Seymour Hersh) auch nicht Russland seine eigene Pipeline in die Luft gesprengt hat, sondern offenbar die USA und deren Partner im Auftrag von US-Präsident Joe Biden. Vielmehr sind Sanktionen dafür verantwortlich, dass die Energiepreise im Herbst 2022 so dramatisch gestiegen sind, dass nicht nur energieintensive Großindustrie lautstark droht abzuwandern und mittelständische wie kleine Betriebe still leiden und noch stiller sterben. Private Verbraucher zahlen die Zeche, wenn relativ günstiges Erdgas aus russischen Pipelines in Deutschland über teure Terminals durch sogenanntes „Flüssiges Naturgas“ (engl. Liquid Natural Gas, abgekürzt LNG) ersetzt wird. Das angeblich so umweltfreundliche LNG wird dabei zu einem nicht unerheblichen Teil durch umweltschädliches Fracking gewonnen und geliefert von den USA oder Nahoststaaten. Die Kriege, die diese Staaten führen, spielen bei der moralischen Bewertung offenbar keine Rolle. Ebenso wenig wie der ökologische Fußabdruck, wenn aufgrund der Gasknappheit nun zur Herstellung der Versorgungssicherheit in Deutschland schmutzigste Braunkohlekraftwerke aus der Notreserve reaktiviert werden müssen.

Das einzige Mittel dagegen ist laut Hagen bedingungslose Transparenz.

Die Verflechtungen und Interessen müssten offengelegt werden – und zwar nicht nur bei den „fossilen“ Energien, sondern auch dort, wo der Lobbyismus der großtechnischen Erneuerbaren Energien und der damit verbundenen Speicherlösungen zu einer zunehmend dysfunktionalen Energiewende führe. Die Alternativen seien dezentrale Lösungen mit Wind, Sonne und Kraft-Wärme-Kopplung, die schon heute einen wesentlichen Anteil an der Strom und Wärmeversorgung decken können.

Stephan Peters unterstützt Hagens Aussagen,
insbesondere was die Interessenverflechtung angeht. Der gelernte Elektroingenieur installiert Solaranlagen – und stößt immer wieder auf die gleichen Probleme, wenn es um die Unabhängigkeit der Anlagen geht.

“Die Sonne scheint kostenlos und für jeden. Solarenergie ist das Mittel der Wahl, um sich dezentral und ohne die großen Konzerne mit Strom zu versorgen.“

Aber genau das wüssten deren Interessenvertreter auch, und deshalb versuchten sie, die Leute in Abhängigkeit zu halten – zum Beispiel mit intelligenten Stromzählern, sogenannten Smartmetern, die Stephan Peters für seine eigene Solaranlage abgelehnt hat. „Ich hätte unterschreiben müssen, dass jederzeit Fremde mein Grundstück betreten und den Zähler kontrollieren können.“ Sogar ein Eingriff aus der Ferne, z. B. eine Drosselung oder gar eine Abschaltung der Stromerzeugung ist dann theoretisch nicht mehr sehr weit. „Das akzeptiere ich nicht.“

Allerdings sieht auch Peters die realen Probleme von Solaranlagen. „Im Sommer liefert eine solche Anlage mehr als genug Strom, zumindest tagsüber.“ Für die Versorgung am Abend und in der Nacht kann ein sogenannter Tagesspeicher installiert werden. Peters nutzt dafür Blei-Säure-Batterien, die anders als Lithiumbatterien nicht selbstentzündlich sind und deren Herstellung weniger Umweltprobleme verursacht. Auf diese Weise könne jeder Grundstücksbesitzer ein Inselsystem betreiben, das mit einem einzigen Schalterdruck vom Netz getrennt werden kann und das den Bürger über mehrere Monate autark versorgt. Allerdings, gibt Peters zu, ist die Installation solcher Insellösungen in Stadtgebieten mit einem überwiegenden Anteil an Mietwohnungen nicht einfach. Auch sogenannte Balkonkraftwerke sind da selten eine Lösung, da sie oft überteuert angeboten werden und von Gesetzes wegen auf eine Leistung von 600 Watt begrenzt sind – viel zu wenig, um eine Familie autark zu versorgen.

Das größte Problem ist laut Peters aber der Winter, denn in den Monaten von November bis März steht die Sonne tief, und die „Ernte“ einer Solaranlage bricht ein – obwohl man durch Korrekturen wie angepasste Aufstellorte und steilere Winkel die geerntete Wattzahl immerhin noch positiv beeinflussen kann. Um aber auch im Winter wirklich autark zu sein, benötigt man laut Peters einen Langzeitspeicher. Hier bieten erste Firmen eine Wasserstofflösung an, deren Installation allerdings mit über 100.000,- nur für die wenigsten Bürger erschwinglich ist. Zudem sind Wasserstoffmoleküle klein und darum sehr flüchtig. Peters selbst experimentiert mit einer Biogasanlage, wie sie in anderen Ländern schon in kleinen Einheiten von Familien oder Wohngemeinschaften genutzt wird. Dabei wird die überschüssige Solarenergie im Sommer genutzt, um aus Bioabfall Methan zu erzeugen. Das „nebenbei“ entstehende CO2 kann von Bakterien aufgespaltet werden, sodass fast reines Methan zurückbleibt, welches in Flaschen gepresst und, ähnlich Propangas, als Brennstoff verwendet werden kann. Es sei prinzipiell möglich, eine solche kombinierte Biogas- und Solaranlage zum Beispiel im Verbund mit anderen Bürgern genossenschaftlich auf einem Grundstück außerhalb zu betreiben und sich dort in regelmäßigen Abständen mit „Energie in Flaschen“ zu versorgen.

Eine weitere höchst interessante Perspektive auf das Thema liefert schließlich Mark Rohde,
dessen Arbeitgeber Tankstellen mit (fossilen) Treibstoffen versorgt. Auch Heizöl an Privathaushalte wird geliefert, teilweise von Unterfirmen, die international agieren. „Da ist es zum Beispiel wichtig, Währungsrisiken abzusichern“, sagt Rohde, und genau dafür ist der gelernte Industriekaufmann und Betriebswirtschaftler im Unternehmen zuständig. „Bis vor einem Jahr hatten wir eine Situation, in der die großen Margen im Energiegeschäft bei der Erzeugung, dem sogenannten Upstream, erzielt wurden – also beim Öl oder Gas, das aus der Erde geholt wurde. Im Bereich Downstream, nämlich der Belieferung von Verbrauchern und Haushalten, wurden nur geringe Gewinne verbucht.“ Dies habe sich allerdings durch die von der rot-grünen Bundesregierung mit verantworteten Sanktionen der EU massiv geändert. Die Preise im Downstream-Bereich seien in die Höhe geschossen, „die Konzerne verdienen sich dumm und dämlich, und die Bürger zahlen entweder direkt oder über Steuern und Schulden die Zeche“, so Rohde.

Man nimmt ihm die Empörung ab, obwohl auch sein eigener Arbeitgeber von dieser Politik profitiert. Die Regierung handle somit bewusst gegen die Interessen ihrer Bürger, nur um ein angebliches moralisches Ziel, nämlich die Destabilisierung Russlands, umzusetzen. „Aber gibt es dieses Ziel wirklich?“, fragt Rohde. Von den wahnwitzigen Sanktionen profitierten aktuell vor allem die USA, deren Unternehmen ihr umweltschädliches Fracking-Gas in Deutschland für den sieben- oder achtfachen Preis verkaufen dürften, während sie selbst munter weiter „böses Gas“ aus Russland bezögen.

Auch die Energiewende sieht Rohde unter diesem Gesichtspunkt kritisch. Es gebe aktuell praktisch keine größeren Speichermöglichkeiten für Solar- und Windenergie. Sogenannte Dunkelflauten, in denen weder die Sonne am blauen Himmel scheint noch nennenswert Wind weht, können sich schnell über mehrere Wochen erstrecken. Die als Backup geplanten Gasanlagen sind nun dank EU-Sanktionen nicht mehr verwendbar, sodass als Absicherung nur noch andere fossile Energieträger oder Kernkraft fungieren können. Gleichzeitig aber hat die Bundesregierung einen Meiler nach dem anderen abgeschaltet – Jahre, bevor die benötigten Speicher im Bereich der Solar- und Windenergie gebaut sind.

Auch die Unternehmen seien oft Getriebene der Umstände. Rohde sieht eine „massive Beeinflussung“ durch Unmengen von Beratern, die „insbesondere im Auftrag von Banken und Finanzgesellschaften wie Blackrock und Vanguard unsere Versorgungssicherheit zerstören, indem sie eine klare Agenda vorantreiben: Die Erneuerbaren Energien sollen ausgebaut, die entsprechenden Fördertöpfe genutzt werden, ganz egal, ob ein solcher Ausbau kurzfristig Sinn ergibt oder nicht.“

Auch Rohde fordert Transparenz, und diese sei wohl nur durch Offenlegung der Lobby- und Entscheidungsstrukturen zu erreichen – also durch echte Basisdemokratie.

Er selbst hat nach fast zwei Jahrzehnten in der Branche nicht mehr viel Hoffnung, dass die Trendwende zum Guten noch erfolgen wird. Aus diesem Grund wird er seinen Arbeitgeber und wohl auch Deutschland in nächster Zeit verlassen, um sich in einem Land mit vielen Sonnenstunden eine neue Existenz aufzubauen – wo autarke Versorgung mittels einer eigenen dezentrale Solaranlage kein Traum vereinzelter Basisdemokraten, sondern schon jetzt eine reale Alternative zur Abhängigkeit von zentralen Energieversorgern ist.

Abschließend folgt noch eine Diskussion über den Klimawandel und seine möglicherweise menschengemachten Anteile, wobei die vorliegenden Daten und „Hochrechnungen“ der Klimawarner tendenziell mit Skepsis betrachtet werden. Bernd Hagen hält den menschengemachten Klimawandel für real, verurteilt aber das politische Kalkül der Entscheidungsträger, das wirklich sinnvolle Maßnahmen verhindere. Stephan Peters hingegen meint: „Das Klima ist ein komplexes System und nach meinem Verständnis darum schlicht nicht berechenbar.“ Dies bedeute aber nicht, dass der Mensch nicht seine Spuren auf der Erde hinterlasse. Die Eindimensionalität der Debatte mit CO2 als alleinigem Bösewicht helfe allerdings wieder einmal nur den Konzernen, ihre Überwachungsfantasien bis hin zu einem persönlichen CO2-Abdruck Wirklichkeit werden zu lassen.

Eine echte Energiewende ist nicht klimahysterisch und totalitär, sondern transparent, dezentral und basisdemokratisch.

„Natürlich ist es sinnvoll, die Umweltzerstörung durch den Menschen zu begrenzen“, sagt Peters, aber dabei seien Themen wie Abholzung, Artensterben, Bodenzerstörung und Plastik in den Meeren als sehr viel wichtiger anzusehen als ein CO2-Anstieg in der Luft, dessen menschengemachter Anteil immer noch verhältnismäßig gering sei.

Die Zuhörer jedenfalls sind beeindruckt von den Einsichten und Ansichten der drei Gäste, und extra angereiste Teilnehmer aus Schleswig-Holstein überlegen, Bernd, Stephan und Mark zusammen für eine ähnliche Veranstaltung in ihren Kreisverband einzuladen.