Warum Hamburgs Pensionsrücklagen nicht mehr in US-Staatsanleihen investiert werden sollten

Einleitung: Wenn „sicher“ plötzlich riskant wird

Die Freie und Hansestadt Hamburg verfügt über ein eigenes Altersversorgungs-Sondervermögen, das als Rücklage für die Pensionen ihrer Beamten dient. Dieses Kapital wird traditionell zu einem großen Teil in sogenannten „sicheren“ festverzinslichen Wertpapieren angelegt – insbesondere in Staatsanleihen. Doch was, wenn ausgerechnet die prominentesten Staatsanleihen der Welt, nämlich  jene der USA, ihre Sicherheit verlieren?

Diese Frage ist nicht hypothetisch. Vielmehr mehren sich derzeit ernsthafte Hinweise, dass ein Zahlungsausfall der USA unter einer zweiten Trump-Präsidentschaft nicht nur möglich, sondern sogar Teil der Strategie sein könnte. Hamburg – und viele andere Städte und Bundesländer – sollten jetzt handeln, bevor es zu spät ist.

1. Hamburgs Altersvorsorgefonds – solide, aber verletzlich

Seit 2018 bündelt Hamburg die Pensionsrücklagen seiner Beschäftigten im sogenannten Altersversorgungs-Sondervermögen, das unter dem Dach der Finanzbehörde verwaltet wird. Ende 2018 betrug das Fondsvermögen rund 1,15 Milliarden Euro [1]. Jährlich werden daraus rund 90 Millionen Euro entnommen, um aktuelle Pensionsverpflichtungen zu decken [2].

Der überwiegende Teil des Vermögens ist laut Finanzberichten in festverzinslichen Wertpapieren angelegt. Dazu gehören in der Regel auch Staatsanleihen von Industrieländern – traditionell gelten US-Treasuries als sicherster Baustein solcher Portfolios. Doch genau diese Annahme wird derzeit auf dramatische Weise erschüttert.

2. Die USA als Risikofaktor – was Trump und Projekt 2025 planen

Ein Blick in die USA zeigt eine zunehmend instabile politische und fiskalische Lage. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump forderte nicht nur die Entlassung einer US-Notenbankchefin, sondern strebte eine Entmachtung der Federal Reserve an [3]. Das sogenannte „Projekt 2025“ der Heritage Foundation plant u.a. die Zentralisierung der Macht im Weißen Haus und die weitgehende Kontrolle über unabhängige Institutionen wie die FED [4].

Hinzu kommt der Vorschlag des Ökonomen Stephen Miran, Schulden durch eine Zwangsumschuldung in 100-jährige Anleihen zu restrukturieren [5]. Dieses Modell würde Gläubiger de facto enteignen – und betrifft auch internationale Investoren wie Hamburg.

3. Was ein US-Default für Hamburg bedeuten würde

Die Gefahr eines Zahlungsausfalls („Default“) der USA ist unter Trump kein Schreckensszenario mehr, sondern eine reale Möglichkeit. Ein solcher Schritt würde auch sichere Staatsanleihen massiv entwerten – insbesondere kurzfristig, da Investoren weltweit panikartig aussteigen würden.

Für Hamburg hieße das konkret: Die im Altersvorsorgefonds gehaltenen US-Anleihen würden im Kurs einbrechen oder schlimmstenfalls eingefroren, was eine Entnahme zur Finanzierung der laufenden Pensionen unmöglich machen könnte. Bei einem geschätzten US-Anteil von z. B. 20 % am Fondsvermögen wären das über 200 Millionen Euro Risiko – fast das 2,5-Fache der jährlichen Entnahme.

4. Alternative Anlagestrategien für Hamburg

Die Finanzbehörde sollte umgehend prüfen, wie stark der Fonds in US-Staatsanleihen investiert ist – und diese Positionen schrittweise abbauen. Alternativen bieten sich reichlich

  • Französische OATs mit Inflationsschutz
  • Skandinavische Anleihen (z. B. Norwegen, Finnland)
  • Nachhaltige Green Bonds der EU
  • Pfandbriefe mit Hypothekenunterlegung
  • Physisches oder synthetisch hinterlegtes Gold (als Diversifikation)

5. Fazit: Vorsorge heißt auch geopolitisches Risikomanagement

Hamburg ist ein verlässlicher Arbeitgeber mit kluger Haushaltspolitik. Doch in geopolitisch volatilen Zeiten braucht es vorausschauende Entscheidungen. Die strukturelle Abhängigkeit von US-Finanzstabilität ist kein Sachzwang – sondern eine vermeidbare Schwachstelle.

Jetzt zu handeln bedeutet, später keine Notmaßnahmen ergreifen zu müssen. Wer weiterhin auf US-Treasuries vertraut, obwohl ein Zahlungsausfall öffentlich diskutiert wird, handelt nicht konservativ – sondern fahrlässig.

Die Hansestadt kann mit einem Umschichtungsprozess Vorreiter für verantwortungsvolle, risikobewusste Vorsorgepolitik werden. Gerade jetzt ist Mut zur Unabhängigkeit gefragt.

Autor: Heinrich Wolerts

Quellenverzeichnis

[1] Wikipedia: Altersversorgung der Freien und Hansestadt Hamburg. https://de.wikipedia.org/wiki/Altersversorgung_der_Freien_und_Hansestadt_Hamburg

[2] Wikipedia (Entnahme-Angaben). https://de.wikipedia.org/wiki/Altersversorgung_der_Freien_und_Hansestadt_Hamburg#Entnahmen

[3] Bloomberg Opinion: Trump’s Dangerous Plan to Control the Fed. https://www.bloomberg.com/opinion/articles/2024-12-05/trump-and-the-fed-a-dangerous-plan-to-control-monetary-policy

[4] Projekt 2025 (Heritage Foundation). https://www.project2025.org

[5] Miran, S. (2024): Debt Restructuring and Long Bonds. Econstor. https://www.econstor.eu/bitstream/10419/320450/1/1928901565.pdf

2 Kommentare

  1. Ich wusste bisher nicht dass Hamburg Pensionsrücklagen in Form von US-Staatsanleihen hat. Mittlerweile ist die Finanzsituation der Vereinigten Staaten folgende: Es gehört ca. 3/4 des Goldes in Fort Knox den Chinesen. Die USA sind nicht erst seit gestern hoffnungslos überschuldet und schon mehrfach im Ranking um ihre Kreditwürdigkeit abgewertet worden. Fast mit jährlicher Regelmäßigkeit überzieht der amerikanische Staatenbund seinen Haushalt und steht, oft in den Sommermonaten, zeitweilig ohne liquide Mittel dar. Die Rolle als weltweite Militärpolizei und der Wunsch auf allen Hochzeiten tanzen zu wollen erzwingen einen Vertridigungshaushalt den sich die USA schon längst nicht mehr leisten können. Dennoch: wenn die Navy sagt:“wir hätten gerne vier neue Carrier.“- bekommen sie sie, dafür ist anscheinend immer Geld vorhanden. Donald Trump hingegen hat sich die Herkulesaufgabe gegeben Amerika zu sanieren, ist jedoch sehr aktionistisch; es wirkt jedenfalls nicht langfristig strategisch durchdacht was er tut. Ein schon komischer Zeitgeist wie ich finde, der allerdings in Kriegsfragen besonnener und zurückhaltender wirkt als zum Beispiel einer seiner Vorgänger, der den Friedensnobelpreis erhielt.

    Die Frage der Sicherheit der Pensionsrücklagen Hamburgs einzuschätzen fällt schwer, da man einerseits die finanzielle Situation der USA und andererseits den Kurs des US Dollars im Auge behalten muss.

    Eine vollständige Staatspleite der USA erscheint sehr unwahrscheinlich, dennoch darf man nicht außer Acht lassen dass die Amerikaner in einigen Schlüsselsparten wie zum Beispiel medical oder aerospace massive Probleme haben, – und was die wenigsten wissen: jedes Jahr stürzen in den USA um die 150 Brücken ein. Dazu kommen die periodisch wiederkehrenden Schäden durch Blizzards, Hurrikans und Tornados.

    Eine wahrlich konservativ- hanseatische Entscheidung wäre es wohl die Pensionsrücklagen Hamburgs in Gold abzusichern.

  2. Ein Sachstandsanfrage an die Hamburger Finanzbehörde ist rausgegangen. Ich werde darüber berichten, sobald mir eine Antwort vorliegt.

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