Als ich noch Redakteur der graswurzelrevolution war, schickte ein junger Mann seine Artikel. Sie bestachen durch einen feinen Stil und kluge Gedanken. Ich setzte mich für seine Texte ein.
Heute lese ich immer noch mit Interesse, was der Mann zu sagen hat. Im Kern ist er ein kluger Mensch geblieben.
Leuten wie mir muss jetzt gezeigt werden, was eine Harke ist. Uns muss das Handwerk gelegt werden. Uns sollen die Grenzen nicht nur aufgezeigt, sondern verschlossen werden. Das fordern Präsidenten der Kassenärztlichen Vereinigung, deren Namen man sich nicht merken muss, weil in dieser schmierigsten aller Pressure Groups auf Stadt-, Land- und Bundesebene dieselben Typen an der Spitze stehen. Standesvertreter! Unbeirrt kämpfen sie um Privilegien und für die Selbstbedienung aus den knappen Kassen der Versicherten.
Gesundheit sei das höchste Gut, salbadern sie angeblich im Interesse ihrer Kunden. In ihren Wartezimmern stellen sie weiche Sessel auf für die Privatversicherten. Vielleicht bin ich so wütend, weil ich ihnen auf den Leim ging. Als ich in einem Beitrag für das NDR Fernsehen die Klagen der Funktionäre transportierte, die erzählten, die Honorare seien nicht kostendeckend, trug mir die Redakteurin auf, noch mal genauer hinzusehen. Also besuchte ich den klageführenden Facharzt zu Hause, wo er praktizierte. Ich sprach ihn auf die Fabrikate der beiden Automobile an, die in der Garage parkten. Er sei nicht Arzt geworden, um arm zu bleiben, antwortete der Mann. Das war ehrlich, im Kern sogar berechtigt. Aber es konterkarierte die Klage über die gefährdete Existenz.
Der Staat hat sich die Garantie der Würde auf die Fahne geschrieben. Die Würde des Menschen ist unantastbar, lautet der Artikel 1 des Grundgesetzes. Würdelos, wie sich Ärzte andienen, medizinische Leistungen zu Zwangsmitteln zu machen.
Ich überlasse das Feld dem Stellvertretenden Chefredakteur der Wochenzeitung die Zeit: Bernd Ulrich schreibt normalerweise besser. Hier geht es nicht um Stil, sondern um Inhalte: Es ist ähnlich wie bei Corona auch. Man kann den Wettlauf zwischen Impfstoff und Mutation phasenweise gewinnen, aber vor allem muss die Zoonose eingedämmt, also die noch verbliebene wilde Natur endlich in Ruhe gelassen werden. Bernd Ulrich endet mit dem Hinweis: Wir müssen unser Leben ändern.
Das wollen die meisten Geimpften nicht. Alles soll wieder werden wie vorher. Vor Corona. Und wer es sich leisten kann, fliegt in die Schwerelosigkeit. Dümmer sind die Ressoucen des Planeten nie verschwendet worden.
Die Impfung wirkte wie eine Beruhigungspille. Und jetzt – wo es ihnen dämmert, dass der Stoff, den sie im Körper haben, nicht 100% Schutz bietet – machen sie die Nichtgeimpften verantwortlich.
Die Herde wird siegen. Die Erde macht sowieso, was sie will. Und die Würde wird mit Füßen getreten. Ich bin schuld, weil ich dieses blöde Spiel nicht mitspiele. Was bilde ich mir eigentlich ein? Ich weiß es auch nicht.
Autor: Stefan Moes